Glockenläuten am Sonntag
Der Ruf der Kirchenglocken zum Gottesdienst ist uns vertraut. Immer wieder sonntags und feiertags war das über viele Jahre und Jahrzehnte normal. Viele Menschen sind dem Ruf gefolgt. In der gegenwärtigen Zeit, die von der Angst um die Ansteckung durch das Corona-Virus geprägt ist, läuten die Glocken immer noch. Doch jetzt rufen sie nicht mehr zum Gottesdienst in der Kirche, sondern zum Gebet zuhause.
Wenn die Kirchentüren geschlossen bleiben müssen, wenn die Gemeinschaft, die uns gut tut, nicht mehr physisch erlebt werden darf aus Rücksicht auf diejenigen unter uns, die besonders gefährdet sind, kann die Gebetsgemeinschaft über alle Grenzen hinweg Mut und Zuversicht schenken und uns stark machen für den Weg, der vor uns liegt.
Von Frankfurt bis Wiesbaden und darüber hinaus werden am Sonntag um 12 Uhr viele Kirchenglocken läuten und die Menschen im Gebet vereinen. Die sechs Glocken der Friedenskirchengemeinde gehören auch dazu. Wer ihrem Ruf folgen will, kann sich im Gebet an Gott wenden mit all den Fragen, die unser Herz bewegen, mit den Sorgen und den Wünschen, die uns in diesen Tagen erfüllen.
Im Schaukasten unserer Kirche hängt der Wortlaut eines Gebets aus, das denen helfen will, die keine eigenen Worte finden (können). Alle, die diese Hilfe annehmen wollen, dürfen sie sich auch hier zu Eigen machen.
Gott, der du viele Namen hast,
wir rufen zu dir,
gemeinsam mit den vielen Menschen in unserer Stadt und unseren Gemeinden,
gemeinsam mit Menschen anderen Glaubens,
gemeinsam mit allen Menschen guten Willens,
wollen wir innehalten und unsere Sorgen bedenken.
Wir bringen sie vor dich.
Unser gewohntes Zusammenleben hat sich verändert.
Wir müssen Abstand halten von unseren Mitmenschen,
auch von Menschen, die uns lieb und wert sind,
denn wir wollen andere keiner Gefahr aussetzen.
Gott,
wir bitten dich um Zuversicht und Hoffnung in dieser verrückten Situation.
Lass uns besonnen handeln,
die Gefahr nicht auf die leichte Schulter nehmen,
aber auch nicht übertrieben reagieren,
und unseren Mitmenschen zugewandt bleiben.
Wir denken
an die Menschen, die an diesem Virus erkrankt sind:
Schenke ihnen Genesung!
Wir hören von der unerträglichen Situation in den überfüllten Krankenhäusern in anderen Ländern, und bitten dich:
Lass die Menschen dort nicht allein!
Wir denken
an Eltern mit ihren Kindern,
und bitten dich um Frieden in den Familien – gerade unter den besonderen Belastungen, denen sie derzeit ausgesetzt sind.
Wir denken
an Menschen, die einsam sind und auf die Zuwendung anderer angewiesen:
Schenke uns Phantasie, ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.
Wir denken
an Ärztinnen und Ärzte, an Pflegerinnen und Pfleger,
an Mitarbeitende im Rettungswesen,
an alle, die im Gesundheitswesen und in den Pflegeeinrichtungen arbeiten:
Gib ihnen Kraft und lass sie nicht müde werden, den Kranken beizustehen und ihnen freundlich zu begegnen.
Wir denken
an die Politikerinnen und Politiker, an die Mitarbeitenden in den Gesundheitsämtern und in den wissenschaftlichen Instituten:
Schenke ihnen Weisheit und Augenmaß in ihren Entscheidungen, die unser Zusammenleben betreffen, aber auch entschlossenes Handeln, wenn es nötig ist.
Wir denken
auch an alle, die jetzt noch schlimmer leiden als wir,
in den Kriegsgebieten in Syrien, Obdachlose und Flüchtlinge, die auf der Straße leben müssen.
Schenke ihnen Trost und Menschen, die sich über sie erbarmen.
Hier könnten Sie mit dem Vater Unser fortfahren, oder, wenn Sie einer anderen Religion angehören, mit einem wichtigen Gebet aus Ihrer eigenen religiösen Tradition.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel,
so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir
vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen. –
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen